Prof. Dr. Agnieszka Gehringer, Daniel Emmrich, Christian David (Moderation), Maike Block, Guido Dörrenberg
Die aktuelle wirtschaftliche Lage ist geprägt von Inflation, hohen Zinsen und geringer Kauflaune, von Klimakrise und Fachkräftemangel. Hinzu kommen die Aus- und Nachwirkungen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Kurz: Es herrschen viele Krisen gleichzeitig, die sich gegenseitig beeinflussen und verschärfen können.
Dieser multiplen Krisensituation sind die Unternehmen ausgesetzt und müssen damit umgehen. Und - so sieht es Dr. Christian Frank, Partner bei Atreus - sie müssen sich bewusst machen, dass das Management von gleichzeitig auftretenden Krisen womöglich kein Ausnahmezustand, sondern der neue Normalzustand ist: "Die Phase der Stabilität hat ein Ende gefunden, und Unternehmen müssen sich auf eine Periode der Unsicherheit und Instabilität einstellen."
Das verlangt einiges an Flexibilität, Schnelligkeit und Pragmatismus im Hinblick auf die Bereitschaft, bestehende Geschäftsmodelle sich ändernden Umständen anzupassen. Zusätzliche Umsatzquellen und diversifizierte Lieferketten steigern die Widerstandsfähigkeit, Digitalisierungsmaßnahmen und der Einsatz von KI können helfen, Personalengpässe und -kosten auszugleichen. Eine entscheidende Bedeutung kommt auch der sorgfältigen Finanzplanung zu: Übermäßige Verschuldung sollte vermieden und für die Liquidität ein Prognosezeitraum von mindestens 12 Monaten berücksichtigt werden, um finanzielle Stabilität zu gewährleisten.
Neben der Anpassung von Geschäftsmodellen, der Flexibilisierung der Kostenstruktur und der Sicherung der Liquidität ist die Förderung von Innovation und Talentmanagement ein entscheidender Faktor, um für Krisenzeiten besser gerüstet zu sein.
Wie die Unternehmen die aktuelle Situation wahrnehmen und welche Maßnahmen sie ergreifen zeigt eine Umfrage, die vom Institut für Beschäftigung und Employability IBE und der Personalberatung Hays unter rund 800 Führungskräften durchgeführt wurde. Einige der Ergebnisse seien hier aus dem Bank-Blog von Dr. Hansjörg Leichsenring zitiert: "Bei der Frage, wie die Unternehmen der aktuellen Krisenlage begegnen wollen, besteht Einigkeit darüber, auch weiterhin investieren zu wollen. Konkret setzen 43 Prozent der befragten Führungskräfte die Digitalisierung ganz oben auf die Agenda. Jeweils ein Drittel möchte sowohl weiterhin Mitarbeiter binden als auch neu gewinnen.
Als weitere Maßnahmen gegen die Krisen soll in Technologie sowie in die Förderung neuer Energiequellen investiert werden. Andererseits setzen Unternehmen aber auch den Rotstift an: Über die Hälfte möchte Kosten einsparen, um damit aller Voraussicht nach ihr Geschäftsergebnis für das laufende Jahr nicht über die Maßen zu trüben."
Offenbar gibt es in Krisenzeiten eine Tendenz, in alte Muster zurückzufallen: "In der aktuellen Situation sind zudem die Führungskräfte verstärkt gefragt. Die Ergebnisse der Studie machen allerdings deutlich, dass hierbei vor allem auf angestammte Denkmuster statt auf Agilität und Partizipation gesetzt wird. Statt auf kollaborative Führung setzen die Befragten nach wie vor vermehrt auf Top-Down-Entscheidungen. Die Kommunikation von oben nach unten wird von knapp 30 Prozent intensiviert."
Beim Wirtschaftstalk KÖLN am 28. August machen wir die Multikrise und wie man ihr begegnen kann zum Thema.
Prof. Dr. Agnieszka Gehringer
Schmalenbach Institut für Wirtschaftswissenschaften & Flossbach von Storch AG
Daniel Emmrich
Partner bei Dr. Wieselhuber & Partner GmbH und Geschäftsführer der Management Link GmbH
Maike Block
Geschäftsführerin IG Kölner Gastro e.V.
Guido Dörrenberg
Generalbevollmächtigter der Sparkasse KölnBonn
Moderation:
Christian David
Moderator, Reporter und Medientrainer