Dr. Olga Nevska, Christian Faßbender, Christian David (Moderator), Theo Jansen, Axel Fell
Sie ist nach wie vor ein brisantes Thema, das die Gemüter erhitzt und mitunter zu heftigen Streitigkeiten führt: die Bonner Verkehrssituation und die damit verbundene Frage, welchem Verkehrsteilnehmer was zugestanden wird. Was dem einen zu viel ist, ist dem anderen noch viel zu wenig. Dem einen dauert alles viel zu lange, der andere meint, dass teilweise vorschnell gehandelt würde.
Dabei sind sich die meisten beim übergeordneten Thema durchaus einig: Wir brauchen eine klimafreundlichere Mobilität und dazu müssen die Verkehrsmittel des Umweltverbundes – sprich: Fußgänger*innen, Radfahrende und ÖPNV - erheblich gestärkt werden.
Um den Umweltverbund zu stärken, ihn tatsächlich zu einer attraktiven, realistischen Alternative zu entwickeln, müssen diesem auch entsprechende Flächen zur Verfügung stehen. Öffentliche Flächen sind aber begrenzt und müssen auf sämtliche Verkehrsmittel verteilt werden. Das bedeutet innerhalb der bestehenden Strukturen, de facto erhebliche Einschränkungen für den Autoverkehr. Der floss bereits vor der Umsetzung von „Verkehrswende-Maßnahmen“ an vielen Stellen in Bonn eher zäh. Die Einrichtung von Umweltspuren und Radwegen auf Flächen, die bislang Autos zur Verfügung standen, verschlechtert diese Situation zwangsläufig.
Es hilft nicht, einzelne Verkehrsträger gegeneinander auszuspielen. Notwendig ist aber, dass alle das Unvermeidliche akzeptieren und zu bestmöglichen Lösungen zu kommen. Um Akzeptanz zu bewirken, ist es wichtig, miteinander zu sprechen und den unterschiedlichen Argumenten Raum zu geben. Für gute Lösungen kann der Blick über den eigenen Tellerrand hilfreich sein. und im besten Fall gemeinsam Vorgehensweisen zu entwickeln.
Genau das wird jetzt in Bonn versucht. Ende Oktober vergangenen Jahres trafen sich Repräsentantinnen und Repräsentanten der sechs Initiatoren der Kampagne „VORFAHRT VERNUNFT“ mit Oberbürgermeisterin Katja Dörner zu einem Gespräch über Verkehrsthemen der Stadt. Ein Ergebnis dieses Gesprächs ist, dass die Beteiligten zukünftig ihre Zusammenarbeit bei gemeinsamen Projekten verstärken wollen. „Dies könnten“ – so ist es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von „VORFAHRT VERNUNFT“ und der Bundesstadt Bonn zu lesen – „neben dem bestehenden Pilotprojekt zu Wirtschaftsparkplätzen auch Quartiersgaragen sowie das regionale Netzwerk an Mobilstationen sein. Die Verbände möchten beim Thema Mobilstationen auf die Stadt Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis und die dortigen Kommunen zugehen und das Gespräch zu interkommunalen Aspekten von Verkehr und Mobilität suchen.“
Und was den Blick für gute Lösungen betrifft: Im vergangenen September traten 20 Vertreter*innen von Wirtschaft, Politik, Verwaltung sowie Handels- und Mobilitätsorganisationen eine gemeinsame Studienreise nach Utrecht an. Die Stadt gilt als Vorreiterin bei moderner Innenstadtentwicklung und Mobilität. Was kann Bonn von den Erfolgen, aber auch den Herausforderungen Utrechts lernen und was könnte auf Bonn übertragen werden? Die Studienreise sollte Antworten auf diese Fragen zu finden. Wenn man den Kommentar von Stefan Hagen, Präsident der IHK Bonn/Rhein-Sieg, dazu liest, scheint das gelungen zu sein: Die Studienreise war eines der besten, wenn nicht gar das beste Format der vergangenen Jahre. Darauf können wir jetzt in der Zusammenarbeit aufbauen und konkrete Projekte in Angriff nehmen“.
Es wurde außerdem beschlossen, sich von nun an zweimal pro Jahr zu treffen, um sich über wichtige Verkehrs- und Stadtplanungsthemen auszutauschen. „Es ist ein sehr gutes Zeichen für die Zukunft unserer Stadt, dass verantwortliche Akteurinnen und Akteure von nun an auch in dieser Konstellation regelmäßig zusammenkommen wollen. Miteinander reden statt übereinander – darum geht es!“, findet sicherlich nicht nur Stefan Hagen, Präsident der IHK Bonn/Rhein-Sieg.
Theo Jansen
Leiter der Geschäftsstelle Zukunftsnetz Mobilität NRW
Axel Fell
Landesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Landesverband Nordrhein-Westfalen e. V.
Moderation:
Christian David
Moderator, Reporter und Medientrainer