Netze für Rhein-Sieg - Verteilernetze von Strom bis Wasserstoff
Die Region Bonn/Rhein-Sieg steht vor einem tiefgreifenden Wandel in ihrer Industrie- und Energieversorgung: Ziel ist es, bis spätestens 2035 Klimaneutralität zu erreichen, wobei Wasserstoff als wichtiger Baustein neben der Elektrifizierung gilt. Das Fraunhofer Institut für Algorithmen und Wissenschaftliches Rechnen (SCAI) hat in Zusammenarbeit mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg die Daten von insgesamt 26 Industrieunternehmen, die an 27 Standorten im Kammerbezirk ansässig sind, analysiert.
Das Ergebnis der Untersuchung: Die Firmen decken einen Großteil des Energiebedarfs vor allem mit Erdgas; die ambitionierten Planungen sehen vor, diesen Anteil durch grünen Strom und Wasserstoff stark zu reduzieren. Sechs der untersuchten Betriebe sind voraussichtlich auf den Bezug von Wasserstoff angewiesen, da sie einen besonders großen Energiebedarf haben. Für fast alle anderen Betriebe dürfte es wirtschaftlicher sein, für eine CO2-freie Produktion auf elektrische Energie umzustellen. Allerdings haben von denen bislang nur zwei die Umstellung verbindlich geplant. Viele warten noch ab, vor allem hinsichtlich der Preisentwicklung von Erdgas und Investitionskosten für neue Anlagen.
Der Fortschritt hängt maßgeblich vom Aufbau des Wasserstoff-Kernnetzes ab. Bis 2032 sollen deutschlandweit über 9.000 km H2-Leitungen entstehen, wovon rund 60 Prozent durch Umwidmung bestehender Erdgasleitungen realisiert werden. Für die Region sind insbesondere neue Verbindungen und die Anbindung an das überregionale Netz entscheidend, um Wasserstoff aus Belgien, den Niederlanden und Norddeutschland bereitzustellen.
Bei größeren Standorten mit hohem Wasserstoff-Bedarf zwischen 9 Megawatt Leistung zeigt die Studie, dass einige Standorte wirtschaftlich an das WKN angeschlossen werden können – andere jedoch nicht. Für Standorte mit größerem Bedarf, die nicht direkt an das Netz angeschlossen werden können, werden Alternativen wie eine Eigenproduktion von Wasserstoff mittels Elektrolyse oder eine Versorgung per Wasserstoff-Trailer geprüft.
Der Ausbau der Stromnetze ist ebenfalls eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung der Wasserstoff-Transformation und die Elektrifizierung der Industrie bis 2032. Durch den verstärkten Einsatz von Elektrolyseanlagen zur Wasserstoffproduktion und die Elektrifizierung industrieller Prozesse steigt der Strombedarf in der Region deutlich an. Um Engpässe zu vermeiden und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, müssen die bestehenden Stromnetze ausgebaut und leistungsfähiger gemacht werden. Dies betrifft sowohl die Netze auf der Verteil- als auch auf der Höchstspannungsebene. Intelligente Zähler und moderne Netzmanagement-Technologien werden dabei eine wichtige Rolle spielen, um den Stromfluss effizient zu steuern und die Integration erneuerbarer Energien zu optimieren.
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