Bauen, Bezahlbar, Bonn? - Schneller Bauen - Modern Wohnen
Um die Situation auf dem Wohnungsmarkt nachhaltig zu entspannen, führt kein Weg am Wohnungsbau vorbei. Die Lage ist seit Jahren besorgniserregend und wird sich zukünftig eher noch verschärfen. Denn der Wohnungsbedarf steigt und der Wohnungsbau hält mit dieser Entwicklung nicht Schritt. So werden in Bonn durchschnittlich 1.550 Wohnungen pro Jahr gebaut, obwohl es 2.150 sein müssten. Stattdessen sind seit 2020 in jedem Jahr weniger neue Wohnungen als im Vorjahr fertiggestellt worden.
Laut jüngstem Wohnungsmarktbericht der Stadt Bonn (Berichtsjahr 2022) stieg sowohl die Zahl der Bevölkerung als auch die der Haushalte an und erhöhte damit die Nachfrage nach Wohnraum. Die Differenz zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Bonner Wohnungsmarkt nahm weiter zu und die Mietpreise stiegen.
Für die Wirtschaft wird das zunehmend zum Problem. Denn einer Befragung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC Deutschland zufolge sind bezahlbare Mieten für 60 Prozent der Menschen, die überlegen, für einen Job umzuziehen, der ausschlaggebende Faktor. Ein zu geringes Wohnungsangebot behindert demzufolge Arbeitsplatzmobilität und erschwert Unternehmen die Rekrutierung und Bindung von (zukünftigen) Fachkräften.
Eine Möglichkeit dem entgegenzuwirken, hat das Universitätsklinikum Bonn ergriffen. Mit einer Investition von rund 25 Millionen Euro stellte es im vergangenen Jahr in eigener Trägerschaft ein siebenstöckiges Personalwohnheim mit 138 möblierten 1-Zimmer-Appartements auf dem UKB-Campus fertig. Der Wohnraum wird Auszubildenden aller Berufsrichtungen sowie Pflegekräften in der Anerkennungsphase zur Verfügung gestellt; die Mietpreise orientieren sich am jeweiligen Einkommen und werden durch das UKB subventioniert.
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg saniert ihr Gebäude an der Königsstraße und wird dort 2025 zwei Wohnungen als Wohngemeinschaft (WG) an Auszubildende vermieten. Vorgesehen sind WG-Zimmer für insgesamt sechs Auszubildende, die eine Ausbildung bei einem Mitgliedsunternehmen der IHK in Bonn oder dem Rhein-Sieg-Kreis absolvieren. Ein Teil der Plätze soll Auszubildenden angeboten werden, die für die Ausbildung aus dem Ausland nach Deutschland gekommen sind.
"Betriebswohnungen kommen generell langsam wieder in Mode", sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Hubertus Hille, "sie sind aber natürlich kein Allheilmittel für die Probleme auf dem Wohnungsmarkt. Die Politik bleibt deshalb in jedem Fall weiterhin auf allen Entscheidungsebenen gefordert, die richtigen Stellschrauben für mehr Wohnungsbau zu stellen."
Hemmnisse beim Wohnungsbau sind neben dem Mangel an Flächen hohe Baulandpreise und technische Anforderungen, insbesondere für die Energieeffizienz. Hinzu kommen vorhandene Bebauungspläne, die Nachverdichtungsmöglichkeiten ausschließen und langwierige Bewilligungsprozesse - weitere Stellschrauben, an denen zu drehen wäre.
Jens Bräutigam
Geschäftsführer der Wohnbau GmbH & Vorsitzender des Ausschusses für Immobilienwirtschaft der IHK Bonn/Rhein-Sieg
Nikolaus Decker
Gründungspartner der BauWerkStadt Architekten & Vorsitzender der Haus & Grund Bad Godesberg
Sonja Hausmann
Mitglied des Vorstands der Sparkasse KölnBonn
Prof. Dr. Hans Jörg Hennecke
Hauptgeschäftsführer von HANDWERK.NRW e.V.
Moderation:
Christian David
Moderator, Reporter und Medientrainer