NRW@Amerika - US-Wahl und ihre wirtschaftlichen Folgen
Wie wird sich Donald Trumps zweite Amtszeit als US-Präsident auf unsere Wirtschaft auswirken?
Eine Woche nachdem das Wahlergebnis feststand, fragte das ifo Institut 180 VWL-Professorinnen und VWL-Professoren welche Folgen sie für das Wirtschaftswachstum in Deutschland erwarten. Das Ergebnis: 89% rechnen mit negativen Wachstumseffekten. Und das aus gutem Grund. Die angekündigten Importzölle würden unsere exportorientierte Wirtschaft besonders treffen. Denn die Vereinigten Staaten sind der wichtigste Exportmarkt für hiesige Unternehmen; insbesondere für Autos, Maschinen und Pharmaprodukte.
Macht Trump seine, im und nach dem Wahlkampf verkündeten, Pläne wahr, sind erhebliche Abwanderungen von deutschen Unternehmen in die USA zu befürchten; nicht nur der Autoindustrie und deren Zulieferern. Niedrigere Steuern, Klimaschutzauflagen und Energiepreise sorgen dafür, dass Amerika für viele Unternehmen ein attraktiver Standort ist.
Für Deutschland kann dies Auswirkungen auf unterschiedlichen Ebenen haben. Als erstes drängt sich der Verlust von Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen auf; als nächstes ein geringerer Absatz von Produkten. Für kleine Betriebe der unterschiedlichsten Branchen, die bislang ihre Aufträge von dann abwandernden Unternehmen erhielten, kann es einen Komplettabsturz in der Auftragslage bedeuten. Auch für Forschung & Entwicklung sind Folgen denkbar: Attraktive Standorte ziehen Investoren an, vorhandenes Kapital schafft Freiräume und Möglichkeiten, diese sind ein guter Nährboden für Innovationen – und damit interessant (nicht nur) für Tätige im Bereich F&E.
So viel ist klar: Rosig sind die Aussichten nicht. Die in den USA lehrende Ökonomin Ulrike Malmendier, auch Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, empfiehlt den Europäern keine protektionistischen Gegenmaßnahmen zu ergreifen, sondern stattdessen die Vorteile des Binnenmarktes zu nutzen. Deutschland müsse mehr in Infrastruktur, Sicherheit und Bildung investieren und für ein Absenken der Energie- und Arbeitskosten sorgen, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Bleibt die Frage, die uns schon länger beschäftigt, woher das Geld dafür kommen soll oder kommen kann. Mit Trumps Ankündigungen, die Ukraine-Unterstützung zu kürzen oder den Verbleib Amerikas in der NATO von der Zahlungshöhe und -moral der Bündnispartner abhängig zu machen - Deutschland also dafür zukünftig unstrittig noch zusätzliches Geld wird aufbringen müssen - wird es noch dringlicher, eine verbindliche Antwort zu finden.
Dr. Martin Vorsmann
Managing Partner der CMS Hasche Sigle Rechtsanwälte & Vorstandsmitglied des AmerikaHaus NRW
Michael Kordus
General Manager für Westeuropa und Amerikas der NRW.Global Business - Trade & Investment Agency
Dr. Thieß Petersen
Senior Advisor Makroökonomie der Bertelsmann Stiftung & Lehrbeauftragter der Europa-Universität Viadrina
Moderation:
Christian David
Moderator, Reporter und Medientrainer